Kick-Boxen ist waffenlose Verteidigung

Betr.: Butzbacher Sportlerehrung (vgl. BZ vom 17. 2.1993, Seite 5)
Eigentlich ist dem Kommentar unter der Rubrik „Am, Rande notiert“ nichts hinzuzufügen, beschreibt er doch
sehr treffend die wirklichen Verhältnisse.
Ärgerlich ist es doch, die Argumentation der so genannten Meinungsbildner (was Politiker nun einmal
unvermeidbar sind), namentlich die Herren Schröter und Weber, zu lesen. Die Sportart „Kick-Boxen“ als
gewaltfördernd zu klassifizieren deutete auf totales Unwissen bzw. absolute Intoleranz (oder ist es etwa
einfach nur Besserwisserei?)
Wenn die Herren, was anzunehmen ist, Kick-Boxen mit den so , oft zitierten Gewaltsequenzen einiger Spielfilme der
Fernsehkanäle vergleichen, dann irren, sie gewaltig. Diese Filme haben mit Kick-Boxen überhaupt nichts gemeinsam,
zeigen sie doch übertrieben brutale Szenen, welche mit keiner Kampfsportart wirklich etwas gemeinsam haben.
Kick-Boxen ist abgeleitet aus dem Karate Sport. Dieser Sport wird seit hunderten von Jahren in vielen asiatischen
Ländern ausgeübt. Beide Sportarten gründen sich auf der Philosophie der waffenlosen Verteidigung.
Das Erlernen der Techniken ist einem jahrelangen harten, schweißtreibenden Training unterworfen.
Kondition und vor allem Körperbeherrschung sind nur zwei der Kriterien, welche trainiert werden.
Disziplin und Kameradschaft werden groß geschrieben, davon profitieren vor allem die vielen Jugendliche in
unserem Verein. Die Anleitungen beim Training kommen von geschulten und vor allem geprüften Trainern.
Während des Trainings herrscht strenge Disziplin.
Es wird immer wieder darauf hingewiesen alle Kicks und Schläge, aber natürlich auch Abwehrgriffe
bis zum „geht nicht mehr“ zu trainieren, um keine unnötigen Risiken einzugehen und Verletzungen zu vermeiden.
Bei einem Turnier werden sämtliche Angriffstreffer nur mit sehr leichtem Kontakt durchgeführt und auch nur
dann bewertet, wenn sie sauber angebracht wurden. Von den drei möglichen Kampfdisziplinen, Semi-Kontakt
Leichter-Kontakt und Voll-Kontakt wird in Butzbach nur die leichteste Disziplin des Semi-Kontakts trainiert.
Immer wieder wird darauf hingewiesen, daß die Anwendung des Erlernten nur im Trainingssaal unter Aufsicht
gestattet ist. Eigentlich ist es müßig, solche Selbstverständlichkeiten anführen zu müssen, es geht aber leider
hierbei darum, eine saubere Sportart zu verteidigen.
Eine Frage sei noch gestattet: Wissen die vorgenannten Herren und eventuell andere Kritiker aus Reihen
des eigentlich Parlaments, daß gerade Frauen immer wieder Opfer von Gewaltverbrechen werden?
Der Sportverein SHOTOKAN-Club Butzbach e. V. (hier ist Uli . Günther Mitglied) hat im Herbst letzten
Jahres Grundkurse in Selbstverteidigung für , Frauen durchgeführt. Die Teilnehmerzahlen waren mit
ca. 25 -30 Frauen im Durchschnitt pro Kurs sehr gut besetzt. Denken die Parlaments-Mitglieder bei den
Teilnehmerinnen hierbei auch an eventuelle potentielle Gewalttäter (innen)??? Gerne laden wir sämtliche
Interessenten aus dem Butzbacher Parlament zu einen
unserer Trainingszeiten (auch gerne unangemeldet wegen der neutralen Beurteilung) ein.
Wenn Sie einen einfachen Trainingsanzug mitbringen, dürfen sie auch gerne einmal mittrainieren,
um sich dann ein richtiges Urteil bilden zu können.
Vielleicht kann ja doch der (bzw. die) eine oder andere für unseren Sport begeistert werden.

Vorstand des Shotokan-Club Butzbach

Am Rande notiert Gefährliche Sportart?

(dö). Es gibt Stimmen im Butzbacher Magistrat wie in einzelnen Parteien, die möchten nicht,
daß Aktive, die aggressive „Kampfsportarten“ ausüben, im Rahmen der Butzbacher Sportlerehrung
für ihre Leistungen ausgezeichnet werden. Die Ablehnung zielt insbesondere auf die Sportart Kick-Boxen,
in der es ein Butzbacher zu internationalem Ruhm gebracht hat.
Ihn nicht zu ehren, käme schon einer Brüskierung gleich. Die Auffassung von der Aggressivität der
Kampfsportarten mag auf den ersten Blick einleuchtend sein, bei genauerem Hinsehen entpuppt sie
sich gerade im konkreten Butzbacher Fall als nicht sehr überzeugend. Denn Uli Günther, um den es geht,
dessen Name in der Ausschußsitzung jedoch nicht fiel, ist als Kick-Boxer ein sehr geachteter,
erfolgreicher und über alle Zweifel erhabener Sportsmann, dem nichts ferner liegt, als Gewalt auszuüben oder zu fördern.
Kampf und Aggressivität kennzeichnen das Kick-Boxen, das ist richtig.
Doch was leicht vergessen wird: Diese „Tugenden“ herrschen auch in anderen Sportarten vor, die ansonsten
einen „guten Ruf“ genießen. Man denke nur an die alltäglich gewordenen Fouls auf den Fußballplätzen,
an die zunehmenden Handgreiflichkeiten beim Hallenhandball, an die regulären Ruppigkeiten beim Rugby
oder an den äußerst angriffslustigen American Football. Diese unvollständige Reihe ließe sich noch weiter fortsetzen.
Konsequenterweise dürfte man Aktive aus den genannten und anderen Sportarten (z. B. Boxen, Ringen,
Karate, Fechten) auch nicht ehren. Auch hier geht es (notwendigerweise) um Aggressivität und
Kampf (wenn man so will, auch um mehr).
Daß das Verletzungsrisiko beim Kick-Boxen weitaus kleiner ist als z. B. beim Handball oder Ski fahren,
sollte den Kritikern obendrein zu denken geben. Es kommt also nicht auf die Sportart an, sondern auf den,
der sie erfolgreich und im fairen Geist ausübt. Uli Günther, den wir noch in dieser Woche im Porträt vorstellen werden,
hat sich die Butzbacher Plakette redlich verdient. Er ist ihrer würdig.
Günther, auch das sollte einmal gesagt werden, gehörte in der Vergangenheit immer zu den regelmäßig
ausgezeichneten Aktiven bei der Sportlerehrung des Wetteraukreises.
Sollte sich das Kreishaus da wirklich getäuscht haben? Daß sich beim Kick-Boxen, wie anderswo auch,
„schwarze Schafe“ tummeln, ist bekannt.
Doch deswegen eine ganze Sportart abzuqualifizieren und in die böse Ecke zu stellen, nutzt nur den .Falschen.

17.02.1993